Kampala View

Hilfsprojekt in Uganda

Willkommen auf meiner privaten Webseite über mein Hilfsprojekt "Kampala View" in Bunamwaya/Uganda

Aktuelles

23.04.2024

 

Hallo liebe Mitglieder und Freunde,

nachdem ich im Oktober zu einem unangekündigten Kurzbesuch bei unseren Kindern war, bin ich nun auch von meinem 3-wöchigen Osterferien-Aufenthalt aus Bunamwaya zurück.
So lasst mich berichten, was es an Neuigkeiten gibt und was ich alles wieder erlebt habe. Höhepunkte gab es diesmal einige.

Am Sonntag, dem 24.03. bin ich kurz vor Mitternacht in Entebbe gelandet. Der neue Terminal ist nach relativ kurzer Bauzeit fertiggestellt. Ich kam mir vor -für DDR-Kenner- wie im Palast der Republik oder -für BRD-Kenner- wie in der Elbphilharmonie oder aber wenigstens -für Uganda-Kenner- wie im Präsidentenpalast: Licher, Leuchter, Lampem, Glammer, Glitter und Glitz. Prunkvoll ohne Ende. Als ich 2011 das erste mal hier gelandet bin, standen in dem einen, kleinen Flughafengebäude noch Petroleumlampen und spezielle Hirten mussten die Kühe von der Landebahn fernhalten. Die Abfertigung dauerte trotzdem wieder ewig und so war ich erst gegen 3 Uhr im Bett und habe mich am Montag ausgeruht.

Am Dienstag war ich dann in der Schule. Ich hatte mir wieder ein Auto ausgeliehen, auch weil meine Wohnung jetzt etwas außerhalb liegt. So konnte ich sehen, dass wieder viele Straßen erneuert und Instand gesetzt werden. Überall schießen Apartmenthäuser aus dem Boden. Wer da bloß wohnt? Jedenfalls wird alles immer moderner.
In der Schule wurde ich natürlich wieder freudig begrüßt. Deshalb ist der erste Tag auch immer etwas Besonderes für mich.

Zur Situation vor Ort: 556 Schüler sind aktuell angemeldet. Durch die Vergrößerung der Klassenräume auf der Rückseite des Hauptgebäudes und die Anschaffung der neuen Bänke haben wir einiges mehr an Platz gewonnen. Es sitzen zwar zum Teil immer noch 3 Schüler da, wo eigentlich nur 2 sitzen sollten, aber es ist besser geworden. Und dann laufen ja unsere Planungen für unseren großen, "offenen Klassenraum" auf Hochtouren. Am Fundament wird bereits gearbeitet. Die geschätzten Kosten von 20 Millionen UGX haben wir Dank der Spenden vom März schon fast drin.
Das Schulbudget wurde eingehalten, das Schulgeld gut eingesammelt und die Gehälter unserer Angestellten konnten regelmäßig bezahlt werden.
Die Gebäude und Mauern haben erneut den Großteil ihrer Farbe verloren und müssen leider bald wieder angestrichen werden. Der kleine Sport- und Versammlungsplatz gegenüber unserer Schule hat sich leider in eine Produktionsstätte für Ziegelsteine verwandelt und kann nicht mehr von uns genutzt werden. Und da wir für die Nutzung des großen Sportplatzes in Bunamwaya neuerdings Gebühren bezahlen müssen, fällt der Sportunterricht überwiegend aus. Sportlich trainiert wird nur noch vor Wettkämpfen und das dann auf dem Schulgelände.
Während meines Aufenthalts fanden gerade die End-Of-Terms-Exams statt. Die P7 war zu dieser Zeit bis nach 20 Uhr in der Schule. Für mich unverständlich, weil ja besonders für die Mädchen gefährlich, aber das ist wohl dort an allen Schulen so. Und die Eltern scheinen es zu dulden. Beschwerden habe ich jedenfalls keine gehört.
Das Personal ist gleich geblieben. Im Moment hat die Schule 25 Angestellte. Die Stimmung ist gut, auch hier scheint die Zusammenarbeit weiterhin gut zu funktionieren.
Alle laufenden Kosten für Essen, Unterrichtsmittel, Strom, Wasser, Feuerholz und Gebühren konnten für den 1. und 2.Term bezahlt werden. Und auch die Mietkosten bis April 2025 habe ich beglichen.

Am Donnerstag, dem 28.03. fand dann die jährliche Competition in der Leichtathletik für die 5 bis 7-Jährigen statt - vergleichbar mit unseren Bundesjugendspielen. Wie jedesmal eine irre Veranstaltung, an der ich euch unbedingt wieder teilhaben lassen möchte. Um 9 Uhr sollten die Wettkämpfe an der "Hillside Highschool" in Bunamwaya stattfinden. Also sind unsere Kinder gegen 8 Uhr von unserer Schule zu dem ca. 3 km entfernten Veranstaltungsort aufgebrochen. Und wie gesagt - es sollte um 9 Uhr beginnen. Natürlich war wieder nichts vorbereitet und organisiert. Nach langen Diskussionen begannen gegen 9:30 Uhr, als die Kinder aller Schulen bereits dawaren und in der Sonne schwitzten, einzelne Lehrerinnen Linien mit Kreide auf den spärlichen Rasen des Sportplatzes zu ziehen - in gebückter Haltung, in der linken Hand einen Eimer mit Kreide oder eine Tüte mit Loch und mit der rechten Hand Kreide verteilend. Und das auf 100 Meter Länge, obwohl die erste Disziplin ein 60-Meter-Lauf sein sollte. Ein Schelm, der dabei lacht. Aber es wird noch besser! Der Sportplatz war ca. 110 Meter lang und ca. 60 Meter breit. Wer nun dachte, die Laufbahnen würden dann so aussehen wie bei uns bekannten LA-Wettkampfstätten, wurde auf lustige Art und Weise überrascht. Zunächst einmal wurde jede Bahn unterschiedlich breit. Durch die gebückte Haltung beim Linienziehen entstanden weiterhin Bahnen, die sich gegen Ende verjüngten oder verbreiterten. Ich war da noch geduldig, weil ich ja dachte, gut - die brauchen entweder 4 oder 8 Bahnen. Falsch! Es wurden 18 (!!!) Bahnen von ca. 100 Metern Länge gezogen. Da dachte ich, gut - die denken mit: Es ist schon recht spät (fast 12 Uhr) und es sind bereits wieder 33° C. Die Kinder quälen sich in der Sonne. Also sollen 18 aufeinmal laufen, geht dann schneller. Ihr ahnt, was kommt? Es liefen immer 4 Kinder. Zwischen jedem Läufer blieben 3 Bahnen frei. Die Kinder, die in der Zwischenzeit auf die anderen Disziplinen - Reifenweitwurf und Weitsprung - gewartet hatten, waren nun schon schön durchgebraten. Zum Glück hatten wir genug Wasser mit und in der Nähe war ein kleiner Shop. Den habe ich leer gekauft und für unsere Kleinen Muffins, Brezeln, Brötchen und Bonbons organisiert. Auch unser selbst gekochtes Mittagessen wurde pünktlich aus unserer Schule angeliefert. Nach dem Lauf bildete sich dann plötzlich auf dem Sportplatz wieder eine große Traube von Lehrern, die ja auch als Kampfrichter wirkten. Ich nahm an, das Werfen und Springen würde besprochen werden. Doch den vielen, "wild herumfliegenden" Armen entnahm ich, es gibt da wohl Unstimmigkeiten. Ich wusste von vorherigen Wettkämpfen, dass "zum Wohle der eigenen Schule" auch gern mal betrogen wird. Da spielt beim Netball der 12-jährigen Mädchen auch schon mal eine kleiner gewachsene Lehrerin mit. Ich suchte mir ein erhöhtes Plätzchen im Schatten und wartete gespannt, ob denn diesmal auch Fäuste fliegen würden. Lustig war übrigens zu beobachten, dass die Männer irgendwann die Kampfzone verlassen und den Frauen das Fighten überlassen haben. Was kam schließlich heraus? Die Ausrichterschule und 2 mit ihr verbündete Schulen wollten nicht Ringewerfen und Weitspringen. Sie hatten ihre Kinder andere Disziplinen üben lassen, die wiederum die anderen nicht geübt hatten. Was tut man nicht alles für den eigenen Sieg? Dass die anderen Schulen, die von nichts wussten, "not amused" waren, kann man sich wohl denken. Aber am Ende einigte man sich ohne Blutvergießen. Der Wettkampf wurde einfach abgebrochen und man ging wütend auseinander. Schade nur, dass die Kinder fleißig trainiert hatten und wegen einiger ihrer Lehrer um ein schönes Sportfest gebracht worden waren.

Erster Höhepunkt der 2.Woche war eine Kinderunterhaltungsveranstaltung. Ein "Mister Posho" (Anm.:Maisbrei) und sein Partner spielten den Kindern auf unserem Schulhof verschiedene Sketche vor und animierten sie zu lustigen Spielen. Dazu schlüpften sie in viele, verschiedene Kostüme. Mr. Posho schien bekannt zu sein, die Kinder freuten sich. Es war zugegebenermaßen lustig und unsere Kinder ließen sich bereitwillig auf alles ein. Ich wundere mich immer wieder über die tänzerischen und schauspielerischen Fähigkeiten selbst unserer kleinsten Kinder. Es war ein schöner Tag für alle unsere Schüler und auch unsere Lehrer.

Der Freitag der 2.Woche stand dann im Zeichen der Gesundheitsvorsorge. Die ugandische Regierung hat ein großes Gesundheitsprogramm im Kampf gegen Gelbfieber gestartet: das "Yellow Fever Immunisation Program". Dazu kommen Impfteams in alle Schulen und impfen alle Kinder, deren Eltern ihr Einverständnis gegeben haben und die nicht an schwerwiegenden Virus-Erkrankungen leiden, gegen Gelbfieber. Zu uns kam ein Team vom "Bunamwaya Health Center II". Die Sache war gut organisiert und wurde professionell durchgeführt. Natürlich hatten viele Angst und es gab Tränen. Leider sind viele unserer Lehrer nicht so emphatisch. Getröstet wird hier nicht so viel. Wenn ich zeige, dass es mir auch weh tut, wenn unsere Babys weinen, dann lacht unser Headmaster nur und sagt:"Die müssen lernen, DAS zu ertragen, die können DAS." Ich hab trotzdem Kekse und Bonbons gekauft und jedem Kind im Kindergarten nach erfolgter Impfung ein "Sweet" gegeben. Und so war das Lachen auch schnell zurück. Am lautesten hat übrigens eine unserer Lehrerinnen, die sich ebenfalls hat impfen lassen, geschrien! Aber ... "auch die sollte gefälligst lernen, DAS zu ertragen. Und einen Keks habe ich ihr auch nicht gegeben.
Die ganze Aktion hat einen halben Tag gedauert und immerhin konnten knapp 70% unserer Kinder geimpft werden. Mehr war aufgrund der vorherrschenden, vor allem in sozialen Medien verbreiteten Angst vor schweren Nebenwirkungen, leider nicht möglich.
Hygiene und Gesundheit spielt im öffentlichen Leben in Uganda offensichtlich eine immer größer werdende Rolle. Bereits einige Wochen vor meiner Ankunft fand eine großangelegte Aktion mit dem Namen "Sanitation And Hygiene Day" statt. An diesem Tag gingen die Kinder aller Schulen mit Mülltüten raus, um in ihrer Umgebung Müll und Abfall zu beseitigen. Eine tolle und sinnvolle Aktion.

Der größte Höhepunkt fand dann in der letzten Woche statt. Für Freitag, den 12.04. war eine Delegation unserer Schule und Lehrer nach Kampala ins ugandische Parlament eingeladen.
Wir haben diesen Tag gleich als Ausflugstag für alle geplant - die Delegation erst nach Kampala, dann alle zusammen nach Entebbe in den Zoo.
Wie kam es zu dieser Einladung? Man kann wie in Deutschland auch das Parlament auf Antrag besuchen, was aber sehr lange dauert zu realisieren. Regelmäßig werden aber auch einzelne, besondere Schulen außerhalb der offiziellen Termine eingeladen. Schulen, die besondere Projekte verwirklichen, Schulen, die in den Examen beständig zu den besten gehören, also vorbildlich arbeiten, Internationale Schulen oder auch Schulen, wo die Schuleigentümer "besonders guten Kontakt" zu Politikern haben. Zu diesem elitären Klub gehören wir nun auch - wir allerdings aufgrund unserer guten Arbeit und unseres Ansehens in der Region. Es ist schon erstaunlich. Unsere Schule macht äußerlich wahrlich nicht viel her, wir sind nicht reich und können laufend Ausflüge machen, haben nur einen alten, kleinen Schulbus, haben wegen der über 550 Schüler wenig Platz zum Spielen. Wir können in vielem mit anderen Privatschulen nicht mithalten. Trotzdem werden eben wir eingeladen und nicht die anderen. Das macht uns schon stolz.
Also sind wir mit 102 Schülern (P5-P7), den 3 dazugehörenden Klassenlehrern, dem Headmaster und mir gegen 8 Uhr nach Kampala aufgebrochen. Nach der müßigen Fahrt durch den morgendlichen Stau (1,5 Stunden für 8 km) und der schier endlosen Suche nach einem öffentlichen Parkplatz (vor dem Parlament durften wir nicht parken) waren wir gegen 10:30 Uhr an den Sicherheitsschleusen. Wir wurden gezählt, durchsucht und in einen Wartebereich geführt. Eine weitere halbe Stunde später erklärte uns eine sehr nette Dame von der Security, was alles erlaubt und was verboten ist. Auf dem Außengelände durfte man fotografieren, was von allen fleißig getan wurde. Im Plenarsaal war das leider strikt verboten. Dort  sollte man schweigen, ruhig sitzen und auf keinen Fall klatschen oder anderwärtig applaudieren.
Nach einer kurzen Führung über das Gelände des Parlaments wurden wir, nach einer weiteren Sicherheitskontrolle, in den Plenarsaal geführt. Der Saal war viel kleiner, als wir erwartet hatten. Er war fast quadratisch. An einer Seite saß der sogenannte Speaker. Er leitet die Versammlung. Er trägt Perücke, Robe und Schal. Wir erwischten eine Frau - also nenne ich sie jetzt, wenn vielleicht auch sachlich unkorrekt, Speakerin. Auf allen anderen 3 Seiten saßen in Sesselreihen die Abgeordneten. Jeder Distrikt stellt einen Abgeordneten im Parlament. Über den Sesselreihen befinden sich Tribünen mit Holzsitzreihen für Besucher. Dort durften wir Platz nehmen. Wow - jetzt waren wir "im Zentrum der Macht". Nur der Präsident fehlte noch oder wenigstens die First Lady. Die ist ja auch für Bildung zuständig. Aber leider kam keiner von beiden. Debattiert wurde jedenfalls über den Etat 2024 für das Gesundheitssystem. Verstanden habe ich erstaunlich viel. Alles wurde live im Fernsehen übertragen und es machte Spaß, die Diskussionen wechselweise live und auf dem Bildschirm zu verfolgen. Es hatte etwas Feierliches. Unsere Kinder lauschten ehrfürchtig den Worten der Abgeordneten, trotz dass sie ziemlich geschafft von der Anreise und der Hitze waren. Alle haben aber gut durchgehalten. Nur unser Headmaster nicht - der war in seinem Sitz eingeschlafen! Wir konnten ihn diskret wecken.
Nach etwa einer Stunde dachten wir, dass es das nun war. Dann aber unterbrach Madame Speaker die Sitzung mit den Worten:" Today we have special guests. Kampala View Private School - please stand up!" Fragend schauten wir uns an und standen auf. Aber auch wirklich keiner wagte es sich, sich zu rühren. Unser Headmaster war gerade wach und wusste gar nicht, was los war.
"We warmly welcome you and are pleased that you are our guests today!", sagte sie weiter. Dann bat sie "unsere" Parlamentsabgeordnete ebenso aufzustehen. Diese begrüßte uns dann auch noch herzlich. Da waren aber auch die letzten unserer Kinder stolz.
Kurz danach wurden wir hinausgeleitet und die Sitzung wurde fortgesetzt. Auf dem Parkplatz des Parlaments kam unsere Abgeordnete nochmal auf uns zu. Sie dankte uns, dass wir mit unseren Kindern gekommen waren, lobte unsere Arbeit und versprach, uns bald zu besuchen.
Also ich habe in den letzten 12 Jahren nun wirklich schon viel erlebt in Uganda, dieser Tag reiht sich ganz weit vorn ein.
Nach diesem Abenteuer machten wir uns nun zu den anderen nach Entebbe auf. Die Kleinen waren ja schon seit morgens da, hatten inzwischen gegessen und warteten ungeduldig auf uns. Und so verbrachten wir alle zusammen noch einen schönen Nachmittag im Zoo. Der hat sich auch inzwischen gemausert. Es gibt jetzt eine Strandbar, einen großen Spielplatz und einen Swimmingpool. Erst als es schon dunkel war, waren wir zurück in Bunamwaya. Und es gab wirklich niemanden, der diesen Tag nicht genossen hat.
Und damit waren auch wieder die 3 wunderschönen Wochen vorbei.

Was bleibt als Fazit? Wir haben weiter großen Zulauf an Schülern, unsere Arbeit ist weiterhin gut und wird weitreichend geschätzt. Wir können unser Projekt Dank anhaltender Unterstützung weiter finanzieren, einiges läuft inzwischen sogar schon "kostenneutral". Wir werden bis zum Sommer einen neuen, offenen Klassenraum bauen und wollen ein neues Schulauto anschaffen. Es ist also wieder einiges geplant - es bleibt also spannend. Und ich bin absolut zuversichtlich, dass wir gemeinsam wieder alle unsere Ziele erreichen werden.

Alles Liebe und bleibt gesund!

Euer Frank

 

 

 

 

11.09.2023

 

10 Jahre Kampala View Private School !!!
10 Jahre Kampala View e.V. Biedenkopf !!!
10 Jahre "From A Dream To Reality" !!!

Und damit Hallo ihr Lieben,

anlässlich unseres Jubiläums habe ich es mir nicht nehmen lassen, diesen Sommer gleich 5 Wochen mit unseren Kindern zu verbringen.
Mit mir waren diesmal - wie auch schon im letzten Jahr - Oliver Hirsch mit seiner Familie für eine Woche und unser Vereinsvize Timo Ballschuweit für 3 Wochen. Auch er war zum zweiten Mal in Bunamwaya.
Viel ist in diesen 5 Wochen passiert und viel habe ich somit zu erzählen. Also los geht`s.
Bei unserer Ankunft hätte der Schulbetrieb des 2.Terms eigentlich noch 3 Wochen laufen müssen. Tat er natürlich nicht. Alle Klassen waren schon damit beschäftigt, ihr Programm für unsere Jubiläumsfeier einzuüben. Die Aufregung war riesengroß, genau wie der Trubel, der uns in den Räumen, auf dem Schulhof und auf allen umliegenden Plätzen umgab. Tanztrainer, Choreografen, Gesangstrainer - alles wurde aufgeboten. Und mittendrin unsere emsigen Lehrer und Lehrerinnen, die darauf achteten, dass da bloß nichts schiefgeht. Dazu kam noch die allgemeine Wiedersehensfreude. Es waren gleich tolle erste Tage. Der reguläre Schulbetrieb wurde dann eigentlich nur noch einmal in der letzten Schulwoche aufgenommen, um die Term-Abschlussexamen zu schreiben.
Leider musste ich mich aber auch gleich erstmal wieder mit den "Direktoren-Aufgaben" beschäftigen und habe einiges verpasst. Aber erst kommt eben die Arbeit und ihr wollt ja wissen, "ob und wie es läuft".
Und hier die Fakten: Seit Beginn des 2.Terms besuchen 509 Kinder unsere Schule. Der Ansturm von Flüchtlingskindern aus dem Südsudan hat uns nicht oder noch nicht erreicht. Die baulichen Maßnahmen wurden alle erfolgreich abgeschlossen. Alle Räume auf der Rückseite unseres Hauptgebäudes wurden fachmännisch vergrößert. Wir haben da wirklich noch einmal viel Platz gewonnen. Alle Malerarbeiten wurden beendet. Das Dach ist ausgebessert und gestrichen. Alles sieht wieder schön aus. Das Schulbudget wurde eingehalten. Die Gehälter wurden regelmäßig gezahlt. Die Versorgung der Kinder ist auch für den 3.Term gesichert. Soweit also alles gut.
Am Schulpersonal hat sich nichts verändert. Allerdings haben wir beschlossen, die Krankenschwester, die wir zu Corona-Zeiten eingestellt hatten, weiterzubeschäftigen. Drei aktuelle Vorfälle waren der Grund dafür. Zum einen ging es unserer Tracy (Sichelzellanämie) so schlecht, dass sie mehere Wochen im Krankenhaus behandelt werden musste. Unsere Krankenschwester konnte sich dann weiter fachmännisch um sie kümmern. Dann hatte ein Mädchen aus unserer 1.Klasse eine besonders schwere Form von Malaria. Die musste ich, als sie schon ohnmächtig war, schnell ins Krankenhaus fahren. Ich habe ja immer noch das Bild von dem kleinen, toten Mädchen vor Augen, die uns im April gestorben ist und die in die selbe Klasse ging. Auch hier war unsere Nurse absolut wichtig. Ein drittes Kind hatte Magenbluten (wegen der Magengeschwüre, die hier fast jeder hat) und musste ebenfalls in ein Hospital. In allen Fällen ging es gut aus.
Mir hat das alles wieder die Gelegenheit gegeben, mich weiter an das Leben vor Ort anzupassen und unabhängiger und sicherer zu leben und auch für unsere Kinder Verbesserungen zu erreichen. Zum einen was die medizinische Versorgung anbetrifft, zum anderen die Mobilität. Das Kind mit der Malaria habe ich in ein neues, noch im Bau befindliches, aber nahe gelegenes Hospital gefahren. Die Versorgung war gut, dem Kind wurde schnell und fachmännisch geholfen. Die hygienischen Standarts aber sind eben nach wie vor nur so, wie sie die äußeren Bedingungen hergeben. Wegen der Hitze sind die Fenster offen, durch diese wird der rote Staub herein geweht, der dann auf allem liegt. Die Toiletten waren nicht gereinigt. Und von Keimen will ich gar nicht erst reden. Es liegen 8 Personen in einem Raum, nur durch Vorhänge getrennt. Zum Frühstück gibt es eine Tasse Tee und ein Ei. Der Rest muss mitgebracht werden. Angehörige schlafen auf einer Matratze neben dem Bett. Für uns als verwöhnte Europäer also wohl eher nichts. Für den Notfall aber OK. Für unsere Kinder wiederum ein Platz für schnelle, professionelle medizinische Versorgung. Das Kind mit dem Magenbluten musste ich nach Kampala fahren, da das andere Hospital keinen Internisten hatte. Und wenn schon Kampala, dachte ich, dann schau ich mir gleich mal das beste Krankenhaus vor Ort an: das "Kampala International" im Diplomatenviertel Kololo. Für unsere Kinder nur das Beste! Hier sah es tatsächlich auch schon viel besser aus. Toller Service, sehr sauber und professionelle Behandlung. Und überraschender Weise auch nicht viel teurer. Also auch etwas für "unsereins".
Und da bin ich bei dem Punkt der gewachsenen Mobilität und Unabhängigkeit. Ich habe die Kinder diesmal selber gefahren! Ich hatte mir ein Auto ausgeliehen und wollte versuchen, alle meine Wege allein, also ohne Abhängigkeit vom Schulfahrer, zu erledigen. Ich sage euch - was für ein Abenteuer. Als erstes das Auto. Ich hatte einen Toyota mit Automatikschaltung. Der hatte zwar erst 130.000 km auf dem Tacho, wäre aber in Deutschland schon vor 10 Jahren nicht mehr durch den TÜF gekommen. Ich hatte in den 5 Wochen dreimal "einen Platten" und die Bremse funktionierte nicht richtig. Die Hupe wollte oftmals ohne ersichtlichen Grund einfach nicht mehr hupen. Das aber ist in Uganda überlebenswichtig, um sich die lästigen Bodafahrer (Motorradtaxis), die einen links und rechts überholen und einem auch mal auf der eigenen Spur entgegenkommen, vom Leib zu halten. Und die Vorfahrt wird in Uganda trotz Ampelregelung meist erzwungen - durch hupen. Weiterhin brauchte ich dreimal Starthilfe, weil die Batterie schwach oder leer war. Eine Beifahrertür ließ sich nicht richtig schließen und die Frontscheibe hatte zwei große Risse. Doch die meisten Autos sind so und bei Problemen ruft man einfach einen Mechaniker. In meinem Fall war das dann unser Schulbusfahrer Ema. Der ist auch Automechaniker, hat richtig viel Ahnung und kam auch immer prompt. Dann ist da aber noch das Verkehrssystem. Man fährt links. Daran gewöhnt man sich relativ schnell, wenn man jemanden vor sich hat. Als ich allein auf der Straße war, bin ich den ersten Kreisverkehr natürlich falsch herum gefahren. Und in den Autos ist ja auch alles seitenverkehrt. Ich habe bestimmt 3 Tage lang den Scheibenwischer benutzt, wenn ich abbiegen wollte. Aber was soll`s. Ich war unabhängig und konnte im Notfall schnell einspringen und helfen. Da reicht auch mal aus dem Fenster schreien und nur Handbremse benutzen. Und so habe ich mich nach 10 Jahren zum ersten Mal getraut, durch Kampala zu fahren! Trotz Stau, trotz Hitze,  trotz Smog, trotz Chaos - ich musste es einfach mal machen.
Unsere große Jubiläumsfeier war für den 11. August terminiert. Die Tage bis dahin verflogen. Es wurde Singen und Tanzen geübt, die Kostüme wurden gebastelt und der Ablauf der Parade wurde durchgegangen. Die Kinder waren total aufgeregt.
Dann kam der große Tag. Er begann um 8 Uhr mit der Parade durch die Gemeinde und die umliegenden Dörfer. Vornweg die Kindergartenkinder. Die liefen nur gut 1 Stunde. Mehr war ihnen bei der Hitze nicht zuzumuten. An der Spitze war dann eine Musikkapelle. Die erste Gruppe von Kindern führte alle anderen an. Diese Kinder waren deshalb als Scouts verkleidet. Es folgten alle anderen, aufgeteilt in 4 Gruppen in 4 unterschiedlichen Farben. Die Parade dauerte mehr als 3 Stunden. Es war heiß, es war anstrengend. Doch jedes der Kinder wollte nach Möglichkeit unbedingt an seinem Wohnhaus vorbeilaufen und stolz den Eltern, Verwandten oder Freunden zuwinken. Es war einfach nur toll. Ihr seht es auf den Bildern.
Ab 12 Uhr begann dann die Jubiläumsfeier. Wir hatten dafür eine parkähnliche Location angemietet, weil das Schulgelände einfachzu klein war. Alle Klassen führten etwas vor. Ein wirklich wieder ein  fantastisches Programm. Die Tanzgruppe führte sowohl einheimische Tänze, als auch moderne vor. Unser Schulchor sang unsere Schulhymne. Ihr lest richtig. Wir haben eine Schulhymne. Und zum Jubiläum hat uns der selbe Komponist gleich noch ein "Geburtstagslied" geschrieben. Ich werde beide im Film einbauen. Natürlich durften auch die langweiligen Reden der Honoren der Gegend nicht fehlen. Aber wir haben uns sehr über unsere hohen Gäste gefreut, weil wir so sehen konnten, wie sehr wir wirklich wertgeschätzt werden. Und so begrüßten wir u.a. den für unseren Distrikt zuständigen Abgeordneten im ugandischen Parlament, unseren Bürgermeister, die Vertreter der Schulbehörde, die Vertreter unserer Kirchen und die Direktoren der umliegenden Schulen. Auch viele ehemalige Schüler und Schülerinnen waren gekommen. Gegen Abend wurde dann noch eine Jubiläumstorte unter den Kindern verteilt. Danach wurde getanzt. Gegen 21 Uhr war dann alles leider schon wieder vorbei. Auf den Bildern könnt ihr auch hier wieder alles toll sehen.
In der dritten Woche fanden dann die Term-Abschlussexamen statt. Im Distriktmaßstab liegen wir mit unseren Ergebnissen übrigens weiter im vorderen Drittel.
In den Wochen nach Termabschluss habe ich dann wieder einige Familien unserer Schulkinder, aber auch ehemalige Schüler und ihre Familien besucht.
Eine lustige Geschichte hätte ich dann noch zum Schluss. Seit Jahren nerve ich den Bürgermeister damit, dass die Straße zu unserer Schule gemacht wird, weil sie schon fast unpassierbar ist. Der Bürgermeister wollte das nun endlich in Angriff nehmen. Finanzieren wollte er es, indem er von allen Anwohnern der Straße einen Betrag einsammeln wollte. Wir sollten dann 1,8 Millionen Schilling zahlen. Ok, dachte ich. Geht ja noch. Ich fragte, was denn alles zusammen kosten würde. Die Antwort war: 3 Millionen. Es stellte sich heraus, dass wir nach Vorstellung aller anderen Anwohner ca. 500,- € zahlen sollten, und die von 2,50 € bis 4,- €. Ich habe die Sache lachend abgeblasen. So dumm ist der Muzungu nach 10 Jahrern dann doch nicht mehr.
Und dann waren sie auch schon wieder rum, die 5 Wochen.

Liebe Freunde,
10 Jahre Kampala View Private School !
Was für eine Bilanz könnte man ziehen? Wir haben mit 79 Kindern begonnen. zu Spitzenzeiten hatten wir über 600 !
Mehr als 800 verschiedene Kinder haben unsere Schule besucht. Mehr als 200 Kindern haben wir einen Schulabschluss ermöglicht und ihnen so die Chance auf ein schöneres Leben gegeben.
Trotz zunehmenden Geldmangels haben wir immer weitergemacht und nicht aufgegeben. Unsere Schule hat im Gegensatz zu vielen anderen Schulen Corona überlebt. Und wir haben aktuell schon wieder mehr als 500 kleine, wissbegierige Schüler, die nichts lieber wollen, als einfach nur zur Schule gehen. Ihr glaubt nicht, von wie vielen Menschen ich euch tiefe Dankbarkeit übermitteln soll - Kinder, ehemalige Schüler, Eltern, Lehrer, Offizielle, und und und. Hiermit tue ich das. Auch ich möchte mich bei euch allen für eure Treue, Hilfe und Unterstützung bedanken.
"From Dreams To Reality" - Unser Traum lebt und er geht weiter. Vielleicht schaffen wir noch 10 Jahre!

Alles Liebe

Euer frank

 

 

 

06.05.2023

 

Liebe Mitglieder, Sponsoren und Freunde,

die Osterferien sind vorbei und ich bin nach 3 wunderschönen Wochen bei unseren Kindern wieder zurück. Ich war sehr gespannt zu sehen, ob und wie sich unsere Schule in den 8 Monaten nach meinem letzten Besuch weiter von den Auswirkungen der Corona-Pandemie und den Beschränkungen nach dem Ebola-Ausbruch erholt hat.
Mit dem, was ich vorfand, konnte ich wieder sehr zufrieden sein.
Zum 1.Term wurden 500 Kinder angemeldet. Das Schulgeld wurde zum größten Teil pünktlich eingesammelt, sodass alle Lehrer und Schulangestellten regelmäßig bezahlt werden konnten. Das vorgegebene Budget wurde eingehalten. Von einem kleinen Überschuss konnten wir diesmal 23 Kindern freien Schulbesuch ermöglichen und verschiedene kleinere Reparaturarbeiten finanzieren. Von dem Geld, welches ich am Jahresanfang geschickt und welches ich im April mitgebracht habe, haben wir 30 weitere Schulbänke fertigen lassen und Essen, Arbeitsmittel, Feuerholz für den 1. und 2.Term bezahlen können. Auch die Miete für unsere Schulgebäude ist bis April 2024 bezahlt. Ebenso sind alle Rechnungen für Examens- und Schullizenzgebühren bei der Schulbehörde beglichen.
Aufgrund der hohen Nachfrage - wir erwarten im 2.Term rund 600 Schüler - wollen wir jetzt im Mai die Vergrößerung der Klassenräume auf der Rückseite unseres Hauptgebäudes angehen.
Das benötigte Geld wäre noch auf unserem Konto vorhanden (ca. 3000,-€) und ich werde es nächste Woche auf unser Schulkonto überweisen. Wir müssen dieses Vorhaben auch deshalb schon jetzt angehen, weil bei der Schulinspektion im April, bei der ich diesmal auch selbst vor Ort war, bemängelt wurde, dass wir zu wenig Platz für so viele Kinder haben. Nun gut, bei uns wird halt genauer hingeschaut. Aber kein Problem. Wir haben die Baugenehmigung, ein Architekt hat alles abgesegnet und die Kosten sind überschaubar.
Weiterhin wurde ein Teil der Schule wieder einmal neu gestrichen. Bis zum Sommer soll alles fertig sein. Auch unser Dach wird dann in neuem Glanz erstrahlen.
Zu unseren Schulangestellten gehören jetzt aktuell unser Headmaster, unsere Managerin, 11 Lehrer, 7 Hilfslehrer, eine Krankenschwester, ein Koch, ein Gatekeeper, eine Matron (Internatsaufsicht) und unsere Betreuung für unsere behinderten Kinder. Davon haben wir im Moment drei. Zwei haben eine kleinere geistige Behinderungen und die dritte ist unsere kleine Tracy, die wir nun auch schon einige Jahre versorgen. Tracy hatte aufgrund ihrer Sichelzellanämie ja schon 2 Schlaganfälle bevor sie 7 Jahre alt war und war auch schon länger körperlich behindert. Seit letztem Jahr musste sie gefüttert werden. Nun kann sie leider auch nicht mehr sprechen. Aber sie nimmt alles noch wahr und war total glücklich mich wiederzusehen. Sie genießt jeden Tag in der Schule mit ihren Freunden. Vielen Dank mal extra an dieser Stelle an die beiden Sponsren, die die Medikamente, die medizinischen Behandlungen und die Ganztagsbetreuung für Tracy bezahlen.
Vielen Dank liebe Doro und liebe Christine.
Da ich diesmal 3 Wochen Zeit hatte, konnte ich neben allen notwendigen administrativen Aufgaben und Pflichten auch wieder einmal selbst unterrichten. Ein bisschen Englisch, ein bisschen Mathe und natürlich viel Sport. Da stand der Spaß natürlich jedes mal im Vordergrund, zumal die End-Term-Examen kurz bevor standen. Während die "Babys" lieber vorsingen und -tanzen wollten, waren die "Großen" mehr an Erzählungen aus Deutschland interessiert. Allerdings musste ich mir auch wieder viele Streiche gefallen lassen.
Einen Tagesausflug für die Kinder konnten wir leider nicht realisieren. Kein Geld.
Viel Zeit habe ich damit verbracht, den Film vorzubereiten, den ich unseren Vereinsmitgliedern zum 10-jährigen Bestehen unserer Schule versprochen habe. Erinnert ihr euch? Ein Jahr nach der Eröffnung unserer neuen Schule habe ich für einen Film 5 Kinder interviewt. Wie sie leben, was sie mögen, was sie sich wünschen. Und nach 10 Jahren wollten wir schauen, was aus ihnen und ihren Wünschen geworden ist. Vier von ihnen habe ich tatsächlich wiedergefunden und erneut interviewt - Ali, Hawah, Madinah und Kenny. Sie sind nun zwischen 18 und 20 Jahre alt , also nun schon erwachsen. Und alle erfolgreich! Das Wiedersehen war sehr emotional - von beiden Seiten. Ich kann euch sagen, sie sind uns sehr dankbar für unsere Hilfe. Freut euch schon mal auf den Film.
Womit wir auch schon beim Ausblick auf den Sommer wären. Dann werde ich 5 Wochen bei unseren Kindern sein. Wir werden unseren 10. Jahrestag feiern - mit einem Festumzug und einem "Festessen" für unsere Kinder. Hohe "Würdenträger" haben sich angekündigt, was für unseren, über die Gemeindegrenzen hinausgehenden, guten Ruf spricht. Auch jeder von euch ist herzlich eingeladen zu kommen. Timo, unser stellvertretender Vereinsvorsitzender, hat bereits zugesagt.

Ein großes Dankeschön zum Schluss wieder an euch alle, die ihr wieder fleißig mit euren Beiträgen und Spenden geholfen habt, unser Projekt am Leben zu erhalten.
Alles Gute und bleibt uns treu.

Euer Frank